Es gibt nur wenige Publikationen, die mich in meiner visuellen Empfindsamkeit so innerlich berührt haben wie dieses 1985 erworbene Buch. Es erschien als Katalog zur gleichnamigen Ausstellung, die 1983 großes Aufsehen erregte und viele Besucher anzog.
Als ich in der Wiener Buchhandlung zum ersten Mal darin blätterte, fand ich mich sofort wieder, ich war geradezu gefesselt von den bildlichen Gegenüberstellungen. Alles, was die Umwelt prägt und in mir Wohlgefallen einerseits oder Missfallen andererseits auszulösen vermag, war darin zu finden. Und immer auch textlich perfekt auf den Punkt gebracht. Das erste Mal wurde ich in meinen Eindrücken ganz offensichtlich von Fachleuten bestärkt, ich hatte mir also die Summe meiner Eindrücke über die Jahre nicht eingebildet, wie man so schön sagt, sondern da steckte mehr dahinter.
„Wir haben uns damals die Hoffnung gemacht, wir verändern was. Wenn wir das so zeigen! Mit einer solchen Lust das Hässliche fotografieren. Es war auch eine Möglichkeit etwas abzureagieren. Herr Disko [Anm.: Rüdiger Disko, neben Peter M. Bode und Dieter Wieland Ideengeber und Mitinitiator der Ausstellung „Grün kaputt“] hat gefährlich gebremst auf der Landstraße, wenn ihm etwas aufgefallen ist,ein hässliches Haus oder wieder ein umgesägter Baum. Ich hatte es etwas besser. Ich habe ja damals sehr viele Dienstreisen durch Bayern gemacht, um meine Filme zu machen. Und dann hab‘ ich halt dem Teamwagenchauffeur gesagt: <Du, bleib stehen. Das muss ich haben, das muss ich fotografieren.> Und wenn‘s ganz hässlich war, dann musste auch der Kameramann aussteigen.„ (Dieter Wieland 2019)
„Die Schauderhaftigkeit, die Kälte, dieses die Welt ärmer machen das in Fotos reinzubringen ist wahnsinnig schwer. Eine Devise von Herrn Disko war: nur immer 50 Millimeter nehmen, kein Weitwinkel und kein Tele. So wie das Auge sieht. Das Normalobjektiv hieß das damals. Und so sind auch diese Bilder vom Fotografischen her langweilig. Sie sollen nur zeigen. Sie sollen die Augen öffnen. Das wäre das Schönste, was diesen Bildern passieren könnte.„ (Dieter Wieland 2019)
Diese Zitate sind Auszüge aus einer sehr lesenswerten Broschüre, welche anlässlich des Neuauflage der Ausstellung erstellt wurde. Um diese noch aktueller zu machen, als sie es – leider! – immer noch ist, müsste man sie um den neuesten Modeschrei in Sachen Gestaltung erweitern, den Schotter-„Gärten“. Besonders traurige Beispiele davon findet man in der Sammlung „Gärten des Grauens“.
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